Vorwort
Was hat mich bewogen diese kleine Sammlung zur Historie, und anderem Wissenswerten, über die Mundharmonika zusammenzustellen?
Nun ja, es war einfach der Wunsch, mehr über dieses ”einfache”, kleine Instrument, mit seinen doch so großen Möglichkeiten zu erfahren und die Feststellung, ich bin nicht der einzige der mehr zu dem Thema wissen möchte.
Während meiner Recherchen habe ich festgestellt, dass bei vielen Mundharmonika- Kameraden/innen das Selbe Informationsdefizit herrscht und fast alle Mundharmonika-Freunde, mit denen ich darüber sprach, mehr zu dem Thema wissen wollten. Also habe ich mich darangemacht die zusammengetragenen Informationen, aus Internet und Literatur, zu einem kleinen Heft zusammenzufassen, das ich nun auf der Stammtischseite des Mundharmonika-Stammtisches in Bissingen für interessierte MUHA-Spieler zugänglich mache.
Mein Anspruch ist nicht, eine komplette Enzyklopädie zu erstellen, sondern im Grunde nur meine eigene Neugier zu befriedigen und andere daran teilhaben zu lassen.
Die hier enthaltenen Informationen beziehen sich auf alle Mundharmonikas, obwohl die ”Bluesharp”€ mein Lieblingsinstrument und Hauptthema ist. Deshalb gehe ich hauptsächlich auf die Diatonische Mundharmonika mit Richterstimmung ein. Die Infos und Anleitungen zur Technik und den meisten Spieltechniken, die hier vorgestellt und beschrieben werden können jedoch auch auf viele anderen Arten von Mundharmonikas angewendet werden.
Historie
Geschichte der Mundharmonika
Schon den alten Chinesen war das Prinzip, nach dem unsere heutige Mundharmonika funktioniert, vor ca. 5000 Jahren bekannt: die freischwingende Stimmzunge. Ein Bambusinstrument namens Sheng wird heute noch in China und in Thailand gespielt. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurde dieses Prinzip der Tonerzeugung in Europa eingesetzt. Wenn auch der Erfinder der Mundharmonika nicht mehr eindeutig bestimmt werden kann (es werden immerhin ca. neun verschiedene Hinweise genannt ), so wird die Erfindung doch meist dem Berliner Christian Friedrich Buschmann im Jahre 1821 zugeschrieben. Es bleibt aber die Vermutung, dass auch andere Instrumentenbauer in dieser Zeit unabhängig voneinander auf diese Idee kamen. Auf jeden Fall kam es zu einer sehr raschen Verbreitung dieser Idee und es begannen etliche Hersteller zunächst in Wien und später in Württemberg und Sachsen mit der Produktion von Mundharmonikas. Es sollte noch Jahrzehnte dauern bis die Mundharmonika ihre heutige Gestalt erhielt.
Zwischen 1845 und 1865 sind aus den bis dahin vorwiegend als Spielzeug verwendeten Stimmplatten die drei grundlegenden und bis heute noch bekannten Mundharmonika Modelle entstanden:
Wiener Oktav- und Tremolo Modelle (Firma Thie in Wien),
Knittlinger Oktav Modelle (Firma Hotz in Knittlingen),
und die Richter Modelle.
Mitte der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts erlebte die Mundharmonika einen bedeutenden Fortschritt durch die Entwicklung der Chromatischen Mundharmonika. Durch sie erst erhielt der Spieler die Möglichkeit kompliziertere Melodien zu spielen ohne zwischendurch das Instrument wechseln zu müssen.
Das eigentliche Schlüsselereignis in der Geschichte der Mundharmonika jedoch, war die Erschließung des amerikanischen Marktes für die Erzeugnisse der Firma Hohner. Einerseits entwickelte sich Hohner dadurch sehr schnell zu einem der größten Mundharmonikahersteller der Welt. Zum anderen führte die Einführung der Mundharmonika in den Vereinigten Staaten und dem damit verbundenen Zusammentreffen mit der afroamerikanischen Kultur zu neuen Möglichkeiten, die sich vermutlich keiner der Erfinder hätte träumen lassen. Zu der sich gerade entwickelnden Blues Musik eignete sich kaum ein anders Instrument besser als die diatonische Richter Mundharmonika, die in den USA einfach Harp genannt wurde. Sie war preiswert, handlich und konnte in einer Art und Weise "gequält" werden, so dass Töne spielbar wurden, die als Stimmzunge eigentlich nicht vorhanden waren.
Diese Spieltechnik, Bending genannt, und das erst 1969 von dem Amerikaner Howard Levy entdeckte Overblow / Overdraw, verhalfen der Richter Mundharmonika zu der ihr gebührenden Stellung als vollwertiges Instrument.
Aktuell erfährt die Technik der Mundharmonika enorme Innovationen, Verbesserungen und Erweiterungen. Brandon Power, selbst ein exzellenter MUHA Spieler, entwickelt die kleinen Instrumente ständig weiter. Durch die 3D Drucktechniken ist so viel möglich geworden.
2. Kennenlernen der verschiedenen Mundharmonika-Arten, Bass, Accord, Chromatische, Diatonische, usw.
Harmonikainstrumente
Außer der Mundharmonika gehören zu den Harmonikainstrumenten auch die Melodicas, die Handharmonikas (z. B. Akkordeon, Konzertina, Bandoneon) und das Harmonium sowie einige Instrumente, die nur noch von historischem Interesse sind. Sie alle erzeugen die Töne mittels "durchschlagender Stimmzungen", kleinen Metallplättchen, die über Öffnungen in einer Grundplatte (der Stimmplatte) angebracht sind und durch einen Luftstrom in Schwingung versetzt werden.
Mundharmonikas
Bei Mundharmonikas wird - wie der Name schon sagt - der Luftstrom mit dem Mund erzeugt. Der andere Teil des Namens (Harmonika) rührt daher, dass man sich auf dem Instrument beim Melodiespiel mit Akkorden (Harmonien) selbst begleiten kann -- zumindest war das einmal so gedacht. Neben den sogenannten Melodieinstrumenten gibt es auch reine Begleitinstrumente wie Akkord und Bass-Mundharmonikas. Die Bestandteile der Mundharmonika sind (siehe Abbildung 1): Kanzellenkörper, Stimmplatten, Stimmzungen und Deckel. Bei manchen Exemplaren gibt es noch ein extra Mundstück, das bei chromatischen Instrumenten einen beweglichen Schieber enthält, der von einer Feder in seine Ruheposition gedrückt wird. Manche Mundharmonikas (insbesondere chromatische) enthalten Ventile, die den Luftstrom nur in jeweils einer Richtung an die entsprechende Stimmzunge heran lassen. Das spart dem Spieler Luft und macht das Instrument bei gleichem Luftstrom lauter, schränkt aber die Anwendung gewisser Spieltechniken (Bending, Overblow, Blowbending und Overdraw, ein.
BEISPIEL: Aufbau einer diatonischen Mundharmonika mit 10 Kanälen.
Der Kanzellenkörper enthält Aussparungen, die Luftkanäle (Kanzellen), in denen auch die Stimmzungen schwingen. Diese sitzen auf den Stimmplatten über jeweils einem Stimmzungenschlitz, durch den der Luftstrom beim Spielen hindurch geht und die Stimmzunge zu Schwingungen anregt. Ein Ende der Stimmzunge, der sogenannte Stiefel, ist auf der Stimmplatte befestigt (meist genietet, seltener geschweißt, geschraubte Stimmzungen sind bisher nicht serienmäßig erhältlich), das andere Ende kann frei im Schlitz schwingen. Daraus folgt, dass die Abmessungen der Stimmzunge stets kleiner sein müssen als die des Schlitzes, aber nur Bruchteile eines Millimeters! Die Frequenz, auf der eine Stimmzunge im Luftstrom schwingt - ihre Tonhöhe - hängt von mehreren Faktoren ab: von der Dichte und der Elastizität des Stimmzungenmaterials sowie von der Dicke und Länge der Stimmzunge. Da innerhalb einer Mundharmonika die Zungen aus gleichem Material bestehen, wird ihre Tonhöhe in erster Linie von den Abmessungen der Stimmzungen bestimmt. Die längsten Zungen ergeben die tiefsten, die kürzesten die höchsten Töne. Die Töne sind in der Regel so sortiert, dass ihre Frequenzen von links nach rechts aufsteigen. Wenn hier von "links" und "rechts" die Rede ist, so ist damit diejenige Haltung der Mundharmonika gemeint, die eigentlich vorgesehen ist und die Rechtshänder auch so verwenden sollten (aber nicht müssen!). Meist trägt einer der beiden Deckel Nummern für die Kanäle; man hält die Mundharmonika wie vorgesehen, wenn der Deckel mit den Nummern oben ist.
Der hier beschriebene Aufbau ist bei allen Mundharmonikas, abgesehen von ihrer Größe und der Anzahl der Kanzellen, ziemlich gleich. Bei manchen Instrumenten ist es auch nur vorgesehen zu blasen, Dies gilt hauptsächlich für Orchesterinstrumente die zur begleitung dienen, wie z. B. der Baß, was aber am Aufbau und der Funktionsweise nichts ändert.
Die chromatischen MUHA’S bestehen im Prinzip aus zwei um einen halben Ton auseinander gestimmten Harmonikas. Sie besitzen einen Schieber, mit dessen Hilfe kann zwischen den beiden Tonhöhen hinundher gewechselt werden.
Wer mag, kann sich das folgende PDF File herunterladen.
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